Stoßgebete

Wie nützlich die Stoßgebete sind:
Es gibt für den Menschen nichts Würdigeres, Höheres und Nützlicheres, als Gott lieben zu dürfen. Wenn wir aber, wie der göttliche Heiland es uns befohlen, Gott lieben „aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und aus allen Kräften“ und uns bemühen, ihm immer mehr zu gefallen, dann werden wir auch stets einen lebendigen, freudigen Geistes- und Herzensverkehr mit unserem lieben Gott unterhalten; wir werden oftmals im Tage in heiligem Zwiegespräche bald an unseren gütigsten Vater im Himmel, bald an den unter uns wohnenden göttlichen Heiland, bald an die göttliche Mutter Maria, wenn auch nur kurze, aber desto lebhaftere und herzlichere Worte richten: Das Gebet wird uns ein Bedürfnis, es wird uns Lust und Wonne sein. Diese kurzen, aber kräftigen Gebete nennt man gewöhnlich Flammen-, Pfeil-, Stoß- oder Schussgebete (preces jaculatoriæ oder jaculata), weil sie gleichsam flammende Pfeile sind, die plötzlich aus unserer Seele hervordringen und das Herz Gottes gleichsam durchbohren.
Die hl. Schrift selbst enthält eine Menge solcher Flammengebete, wie unter anderen folgende sind:
„Du bist der Gott meines Herzens“; „o mein Gott und meine Barmherzigkeit“; „wer wird mir die Flügel der Taube geben, um zu Dir, o Gott, mich aufzuschwingen und bei Dir zu ruhen“; „Herr, erbarme Dich meiner nach Deiner großen Barmherzigkeit!“
Was waren es anders als Stoßgebete, die dort in Gethsemani aus der in Abgründe der Angst versengten heiligsten Seele Jesu gekommen: „Traurig ist meine Seele bis zum Tode.“; „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe vorüber an mir dieser Kelch; jedoch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“ (Matth. 26, 38-39) und als unser liebster Heiland am Kreuze in dem Übermaße der furchtbarsten Leiden ausrief: „Mein Gott, mein Gott! warum hast Du mich verlassen?“ (Mark. 15, 34) Es war ein Stoßgebet.
Ein Stoßgebet waren die letzten Worte des göttlichen Dulders auf Calvaria:
„Vater in Deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ (Luk. 23, 46)
Auch gibt es eine große Anzahl von Flammen und Stoßgebeten, die Gott den Heiligen eingeflößt, und deren man sich ebenfalls in jeder Lage des Lebens bedienen kann. Manche dieser herrlichen Stoßgebete der Heiligen sind sehr bekannt, wie z. B. das gewöhnliche Flammengebet des Hl. Augustinus: „O alte und immer neue Schönheit; ich habe Dich zu spät geliebt“; das Stoßgebet des hl. Franz von Assist: „O mein Gott und mein Alles;“ das Schussgebet der hl. Theresia: „o Gott, lass mich leiden oder sterben;“ das des hl. Ignatius von Loyola: „wie gering ist mir die Erde, o Herr, wenn ich den Himmel betrachte.“ Der hl. Martyrer Ignatius seufzte unaufhörlich: Meine Liebe ist gekreuzigt;“ und bei jedem Seufzer ergriff ihn ein unwiderstehliches Verlangen, für Jesus sein Blut zu vergießen. Wodurch hat der hl. Johannes, Bischof und Einsiedler (genannt der Stillschweigende, †559) zu so großer Liebe Gottes sich emporgeschwungen? Er unterhielt und nährte in sich immerwährend das Feuer der göttlichen Liebe – durch Stoßgebete.
Der hl. Philippus Neri war ein Heiliger von glühendster Liebe zu Gott. Das Feuer der Gottesliebe, welches in seinem Innern beständig brannte, durchdrang alle seine Glieder und blitzte ihm aus den Augen; man konnte ihn daher nicht lange anblicken, ohne geblendet zu werden, und kein Maler vermochte sein Bild zu treffen, weil keiner den Glanz seiner Augen darstellen konnte. Alle Menschen wollte er zu dieser heiligen Liebe entflammen. Und was für Gebete lehrte er deshalb seine Schüler und besonders seine Beichtkinder? Antwort: Pfeil- oder Schussgebetlein, weil er diese für das beste Mittel hielt, um in steter Liebesvereinigung mit Gott zu verharren und in dieser Liebe zuzunehmen.
Das Leben des heil. Petrus Canisius war ein beständiges Gebet. Immer waren seine Blicke auf Gott gerichtet, selbst bei Tische verlor er Gott nicht aus den Augen. War er auf Reisen, so fand er auf den Fluren, auf Bergen und Hügeln und in den Wäldern immer etwas, das seinen Geist zu Gott erhob. Woher kam das? Er war ein großer Liebhaber der Stoßgebete. Diese fromme Übung empfahl er auch andern. Mitten unter seinen Arbeiten hörte man ihn oft zum Himmel seufzen, oft laut rufen: „Gott der Güte, teile uns nur Weniges mit von jener höchsten Weisheit, von jener glühenden Liebe, die uns da lehre, bei Allem, was wir tun, nur Deine größere Ehre zu suchen.“
Der hl. Franz von Sales, dieser durch seinen heiligen Wandel und durch seine Schriften so große Lehrer der christlichen Frömmigkeit, behauptet: diese kurzen Herzenserhebungen können im Notfalle alle übrigen Gebete ersetzen, aber wo sie fehlen, durch kein einziges Mittel ersetzt werden. Ohne sie ist eine gute Führung wie des beschaulichen, so des tätigen Lebens unmöglich; ohne sie Ruhe nur Müßiggang und Arbeit Verwirrung.“ (Philothea II., 13)
Wie lieb dem hl. Kirchenlehrer Alfons von Liguori die Stoßgebete waren, lässt sich kaum sagen. Ebenso waren große Freunde von Stoßgebeten der hl. Franz von Assisi, die hl. Theresia, die hl. Katharina von Genua, die hl. Magdalena von Pazzi, der hl. Aloysius, der Hl. Johannes vom Kreuze u. a.

Der im Rufe der Heiligkeit gestorbene Jesuitengeneral Roothaan verrichtete als Danksagung nach der hl. Kommunion immer und einzig nur das Stoßgebet: „,O Jesu fili David, miserere mei!“ - „O Jesu, Sohn Davids, erbarme Dich meiner."

Die Heiligen schätzten eben diese Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Anbetung, der Selbstverdemütigung vor der göttlichen Majestät nach ihrem wahren Werte. Sie wussten, wohin diese verschiedenen Anmutungen uns zu führen vermögen, welchen Lohn sie verdienen für das gegenwärtige und zukünftige Leben. Sie wussten, wie teuer dem Erlöser jeder dieser guten Gedanken, kurz, wie teuer ihm alle diese Gnaden geworden sind, die uns so reichlich zufließen, wenn wir die fromme Übung der Stoßgebete uns ernstlich angelegen sein lassen.
Solche kurze Seufzer und liebevolle Aufschwünge des Herzens zu Gott kommen mir vor wie ein Ausfluss des Paradieses, wie ein Honig, der vom Himmel herniederträufelt und alles lindert. Durch solche Liebesflammen lebt der Mensch hienieden. schon in einer immer währenden Verbindung mit Gott und einer höheren Welt, und alle seine Werke erhalten dadurch einen größeren Wert, eine höhere Weihe. Darum waren sie auch jeder Zeit allen Christgläubigen, die in Liebe und Demut eifrig zu Gott hinanstrebten, sehr geläufig; sie bedienten sich derselben zu jeder Zeit, an jedem Orte und bei allen Beschäftigungen, um ihren Geist dadurch zu erfrischen, ihre Meinung zu läutern und die Gnade und den Beistand Gottes auf sich und ihre Arbeit herabzurufen.

„O mein Christ! Wie viele Sünden hättest Du schon vermeiden, wie viel Gutes stiften, wie viele süße himmlische Augenblicke Dir gewinnen können, wenn Du immer auf Deinen Gängen, Reisen, Besuchen und bei Deinem Umgang mit den Nebenmenschen Jesum in Deinem Herzen mitgetragen, durch fleißige Schussgebete Dich mit ihm unterhalten hättest!

Wähle Dir aus den in diesem Buche zusammengestellten Stoßgebeten zu Deinem gewöhnlichen täglichen Gebrauche solche aus, die Deinem geistigen Geschmack und Deiner Seelenstimmung besonders zusagen; wobei Du nicht zu befürchten hast, dass sich eine und dieselbe religiöse Empfindung durch die oftmalige Wiederholung nach und nach abstumpfen werde. Wohl ist es bei rein menschlichen Empfindungen der Fall, dass sie durch die Gewohnheit allmählig ihren Reiz verlieren; bei göttlichen Dingen dagegen hat man, wie der heil. Gregor der Große bemerkt, den unschätzbaren Vorteil, dass man sie desto mehr übt, je mehr man sie schmeckt, und dass man sie mehr schmeckt, je mehr man sie übt.
„So kurz diese Gebete sind, so wertvoll sind sie vor Gott durch die rechte Absicht und durch die Stärke und Wärme der Empfindung, wovon sie durchdrungen sind.“ Auch gibt es keinen Vorwand, mit dem man sich von der Übung dieser Gebetsart entschuldigen könnte; nicht Mangel an Zeit. Ober, wie viele Zeit erfordert es denn, um einmal zu sprechen: „O mein Jesus, Barmherzigkeit!“ Und doch kannst Du mit diesem kurzen Gebete einen Ablass von 100 Tagen gewinnen. Du kannst Dich nicht entschuldigen mit Zerstreutheit oder Unaufgelegtheit zum Gebete, denn für einen Augenblick kann Jeder sich sammeln; nicht mit Unangemessenheit der Zeit- und Ortsumstände, denn Jeder kann zu jeder Zeit und an jedem Orte in diesen Gebeten sich zu Gott erheben; selbst ohne die Lippen zu bewegen, kannst Du diese Pfeilgebete verrichten. Endlich haben diese Flammengebete auch noch den Vorzug, dass wir dadurch, wie soeben bemerkt wurde, fast buchstäblich das Wort der heiligen Schrift erfüllen können: Ihr sollt beten ohne Unterlass.“ Sprich aufmerksam ein Stoßgebet vor Deinem Gebete; denn ehe Du betest, bereite Dich vor, und sei nicht wie „ein Mensch, der Gott versucht!“ (Sir. 18, 33.) Bete ein Schussgebet während Deinem Gebete, um Dich gegen Zerstreuungen zu schützen; und ebenso nach Deinem Gebet, um die frommen Gefühle und heilsamen Eindrücke in Dir recht frisch zu erhalten.

Bei Krankheit

Sucht Dich der liebe Gott mit einer Krankheit heim und sind die Schmerzen, Engigkeit, Krämpfe oder Übelkeiten aller Art so stark, dass Du kaum die Gedanken zur Andacht zusammenfassen kannst, so verrichte öfters kleine Schuss- oder Stoßfeufzer. Bete innerlich von Herzen recht vielmal: „Dein Wille geschehe!“ und bete oft mitten in der Glut des Leidens: „Gott sei Dank!“ denn Gott schickt es zum Heil Deiner Seele. Seufze öfters: „Jesu, Du Sohn David’s, erbarme Dich meiner“ oder „Stärke mich, Herr, in dieser Stunde“ oder „Heiliger Geist, entflamme mein Herz mit Deiner heiligen Liebe“. Überhaupt kann einem Kranken Nichts so sehr empfohlen werden, als dieses, dass er sich in seiner Krankheit recht häufig dieser Schussgebete bediene. Bei Schmerzen und Krankheiten ist man ja nicht fähig, lange Gebete zu verrichten, folglich sind die kurzen am besten. Sage mit Demut: „ Gott! hier in der Zeit schneide, hier brenne, verschone mich aber in der Ewigkeit! Herr, mit meinem Leibe habe ich gesündigt, also ist es billig, dass ich auch mit meinem Leibe büße! Ich will leiden, was Gott will und so lange Gott will! Herr, vermehre meine Schmerzen, vermehre aber auch meine Geduld!“ Wenn Du oft und recht innig so zu Gott aufseufzest, so sind diese Seufzer mehr wert, als lange Gebete.
Aber noch weit mehr als unser Leib den Krankheiten ist unsere Seele den Versuchungen zur Sünde ausgesetzt. Solche geistige Gefahren umdrohen uns hunderte gleich schwarzen Gewitterwolken, umbranden wie wilde Meereswogen das Schifflein unsers Herzens. Bald ist’s der Satan, der mit verführerischer List uns versucht, bald seine Helfershelfer, schlechte Kameraden, die zur Sünde uns locken; bald ist’s das eigene Fleisch, die eigene böse Lust, die uns reizt und zieht zur Sünde. Aber mögen noch so schwarz die Wolken der Versuchung sich schichten, daß unsere ganze Seele verfinstert erscheint; mögen noch so wild die Wogen der bösen Begierlichkeit sich türmen, dass wir ausrufen möchten wie die Jünger: „Herr hilf, wir gehen zu Grunde“ – Maria ist der Meeresstern, dessen milder Glanz das schwarze Gewölk durchbricht, die wilden Wogen sänftigt und stillet; Maria rufe an durch kurze und kräftige Seufzer und Schussgebetlein. Namentlich bei unreinen Versuchungen gibt es kaum ein besseres Mittel im Augenblicke der Anfechtung, als schnell und andächtig zur lieben Mutter Maria um Hilfe rufen.

Die Ablässe

Während wir aber auf die seither angegebene Weise durch Stoßgebete uns heiligen, im Geiste gesammelt und stets mit Gott vereinigt bleiben, so können wir zu gleicher Zeit noch uns selbst und den armen Seelen im Fegfeuer den Schatz der Ablässe erschließen. Unsere liebe Mutter, die heilige katholische Kirche, schätzt nämlich die Stoßgebete so hoch, dass sie eine große Anzahl derselben mit Ablässen begnadigt hat. Die Ablässe aber sind, wie der heil. Ignatius sagt: „Für Alle, welche die Liebe Gottes und den Himmel suchen, ein unermesslicher Schatz und kostbare Edelsteine.“ „Wir gehen“, spricht der im Rufe der Heiligkeit gestorbene Pfarrer von Ars, „wir gehen über die Ablässe hinweg, wie nach der Ernte über die Stoppelfelder; das werden wir im Tode bereuen.“ Die Ablässe tilgen die vor Gott schuldigen zeitlichen Sündenstrafen, bewirken somit, dass wir gar nicht oder doch nicht lange die Qualen des Fegfeuers zu erdulden brauchen; die Ablässe verleihen im Leben schon Ruhe und im Tode süßen Trost, da sie uns in der Hoffnung sterben lassen, dass wir nach unserm Hinscheiden nicht lange ferne von der seligen Anschauung Gottes schmachten müssen; sie sind für uns eines der besten Mittel, die Seelen unserer Nächsten, Freunde und Wohltäter, die sonst vielleicht noch lange in den Flammen des Fegfeuers leiden müssten, zu trösten und ihren Eintritt in die ewige Himmelsherrlichkeit zu beschleunigen. Welch‘ einen großen Vorteil bieten uns also auch hierin die Stoßgebete! Auf eine wie leichte Weise können wir durch sie so viele Sündenschulden abtragen! Können wir darum die Stoßgebete hoch genug schätzen? Da aber das Glück der Auserwählten in der vollkommensten Vereinigung mit Gott besteht, so sind diese frommen Übungen, wenn sie gut verrichtet werden, gleichsam ein Vorgeschmack, ein Anfang der ewigen Seligkeit; durch sie bereiten wir uns vor auf jenes unaussprechlich herrliche Flammengebet im Himmel, auf jenen ewigen Lobgesang: Heilig, Heilig, Heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war, und der da ist und der da kommen wird.“ (Offenburg. 4,8)

Was der hl. Franz von Sales über die Stoßgebete sagt

(Philothea, zweiter Theil, XIII. Kapitel.)
Man zieht sich in Gott zurück, weil man sich sehnt, zu ihm aufzuseufzen, und man seufzt zu ihm auf, um sich in ihn zurückzuziehen, so daß die geistliche Einsamkeit und das Aufseufzen zu Gott sich gegenseitig unterstützen. Beide aber werden erzeugt und genährt durch fromme Gedanken. Strebe daher recht häufig, Philothea, durch kurze, aber feurige Herzensseufzer zu Gott auf. Bewundere seine Schönheit, fleh‘ um seine Hilfe, wirf Dich anbetend im Geiste zu den Füßen des Gekreuzigten nieder, befrage ihn oft nach deinem Heile, schenke ihm tausendmal des Tages deine Seele, hefte die Augen deines Geistes auf seine Holdseligkeit, reiche ihm die Hand, wie ein Kindlein seinem Vater, damit er dich führe, lege sein Herz gleich einem lieblichen Blumenstrauß an deine Brust, pflanze es wie eine Fahne, unter welcher du kämpfst, in dein Herz; – kurz, setze dein Gemüt auf alle mögliche Weise in Bewegung, um es zur Liebe zu Gott und zu einer zarten und inbrünstigen Hingabe an deinen himmlischen Bräutigam zu entflammen.

So verrichtet man die Gebetsseufzer, welche der große heilige Augustin der gottseligen Proba so nachdrücklich anempfiehlt:

O Philothea, wenn unsere Seele sich dem Umgang, der Freundschaft und Vertraulichkeit mit ihrem Gotte hingibt, so wird sie bald von seinen Vollkommenheiten wie von einem duftenden Rauchwerke durchdrungen werden. Dazu ist diese Übung durchaus nicht schwierig, da sie sich mit allen unsern Beschäftigungen verflechten lässt, ohne irgendwie zu stören. Der Wanderer, welcher ein wenig Wein nimmt, um sein Herz zu erfreuen und seinen Mund zu erfrischen, hält sich wohl einige Augenblicke auf, aber ohne dadurch seine Reise zu verzögern; er schöpft vielmehr Kräfte, sie rascher und leichter zu vollenden und macht nur Halt, um desto schleuniger weiter gehen zu können.
Sprich mit dem Herzen oder zugleich auch mit dem Munde nur das aus, was die Liebe dir augenblicklich eingibt, denn sie wird es an Worten nicht fehlen lassen. Freilich gibt es gewisse Ausdrücke, die eine besondere Kraft haben, um das Herz zu befriedigen, wie z. B. die in den Psalmen Davids so häufig enthaltenen Herzenserhebungen, die verschiedenen Anrufungen in der Litanei vom süßen Namen Jesu und die Ergüsse der Liebe in dem hohen Liede. Geistliche Lieder dienen ebenfalls zu diesem Zwecke, wofern sie nur mit Aufmerksamkeit gesungen werden.
Diejenigen, welche von einer menschlichen und natürlichen Liebe eingenommen sind, haben ihre Gedanken fast immer auf den geliebten Gegenstand gerichtet. Ihr Herz ist von zarten Gefühlen, ihr Mund von beständigem Lobe erfüllt. Und ist derselbe abwesend, so benutzen sie jede Gelegenheit, ihre Liebe durch Briefe zu bezeugen und finden keinen Baum, auf dessen Rinde sie nicht den geliebten Namen eingraben möchten. Ebenso wird auch eine Seele, welche Gott recht innig liebt, sich unaufhörlich gedrängt fühlen, an ihn zu denken, nach ihm sich zu sehnen, zu ihm aufzuseufzen und von ihm zu reden; ja wenn es möglich wäre, würde sie den süßen Namen Jesu in das Herz aller Menschen zeichnen.

Was der heil. Leonard von Porto Maurizio über die Stoßgebete sagt:

„Selig bist Du, wenn Du verstehst, aus denselben Vorteil zu ziehen, indem Du Dich mit diesen Stoßgebeten innig vertraut machst und dieselben so oft wiederholest, als Du nur im mer kannst. Denn fürwahr, in kurzer Zeit wirst Du eine ganz innerliche heilige Seele werden. Und wenn nicht jetzt, so wirst Du doch im andern Leben zu würdigen wissen, welch‘ große Schätze in diesen Stoßseufzern enthalten sind.“

Kleine Sammlung von Stoßgebeten:

Das Zeichen des heiligen Kreuzes mit den Worten: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes. Amen.“
Der katholische Gruß: „Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit. Amen.“
„Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.“
„O mein Gott! ich glaube an dich, weil du die ewige Wahrheit bist. O mein Gott! ich hoffe auf dich, weil du unendlich barmherzig bist. O mein Gott, von ganzem Herzen lieb‘ ich dich, weil du das höchste, liebenswürdigste Gut bist.“
„Gepriesen sei der süße Name unseres Herrn Jesu Christi und der glorreichsten Jungfrau Maria, seiner Mutter, in alle Ewigkeit. Amen.“
„O gütigster Jesu, der du die Seelen so innig liebst, ich beschwöre dich durch die Todesangst deines heiligsten Herzens und durch die Schmerzen deiner unbefleckten Mutter, reinige in deinem Blute alle Sünder der ganzen Welt, die jetzt im Todeskampfe liegen und heute noch sterben werden. Amen. Herz Jesu, das du die Todesangst gelitten, erbarme dich der Sterbenden!“
„Es segne uns die Jungfrau Maria mit dem göttlichen Kinde. Amen.“
„Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung!“
„Meine Herrin, o meine Mutter, gedenke, dass ich dein bin; bewahre mich, beschütze mich, als dein Besitz- und Eigentum.“
„Gebenedeit sei die heilige und unbefleckte Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria.“
„In deiner Empfängnis, o Jungfrau Maria, bist du unbefleckt gewesen; bitte für uns den Vater, dessen Sohn Jesum du vom hl. Geiste empfangen und geboren hast.“
„Jesus, Maria, Joseph! möge meine Seele mit euch im Frieden scheiden!“
Zum hl. Schutzengel:
„Engel Gottes, du Beschützer mein, dem die höchste Liebe hat befohlen mich, erleuchte, schütze, leite und regiere mich.“
Zum hl. Joseph:
„Heiliger Joseph! unser Führer, beschütze uns und die hl. Kirche!“
Zum kostbaren Blute unseres Herrn Jesu Christi:
„Ewiger Vater! ich opfere dir auf das kostbare Blut Jesu Christi zur Genugtuung für meine Sünden und für die Anliegen der hl. Kirche.“
Lob des heiligsten Namens Gottes:
„Gott sei gebenedeit! Gebenedeit sei sein heiliger Name! Gebenedeit sei Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch! Gebenedeit sei der Name Jesu! Gebenedeit sei Jesus in dem allerheiligsten Sakramente des Altars! Gebenedeit sei die große und heiligste Mutter Gottes Maria!“
Zum allerheiligsten Sakramente:
„Gelobt und gebenedeit sei jetzt und ohne End‘ das allerheiligste und göttlichste Sakrament.“